Medienopfer
Ich gestehe, mich hier zu irgendwelchen medialen Großereignissen zu äussern ist ja sonst gar nicht so meine Art. Doch als ich am Samstag Morgen beim Spätstücken die Samstagszeit studierte hat es mich einfach gerissen. Ich kann nicht genau erklären, aber beim Bericht über den Flugzeugabsturz und der folgenden geglückten Wasserlandung, gingen die Emotionen mit mir durch.
Ich meine das jetzt keinesfalls im negativen Sinn. Nein, ganz im Gegenteil. Der Bericht war schon fast zu Ende gelesen, und dann kam der letzte Satz. Ich zitiere jetzt nicht wörtlich, die Samstagszeitung liegt längst im Altpapier. In etwa lautete der Satz jedenfalls so. Als alle Passagiere bereits in Sicherheit waren, lief der Kapitän noch einmal durch das bereits Knietief mit Wasser vollgelaufene Wrack und überzeugte sich ob wirklich jeder Passagier in Sicherheit war…
Tja, und da sind mir wirklich die Tränen in die Augen geschossen. Keine Ahnung, ob ich diese Welt zu negativ sehe. Egoismus, Raffgier, Ellbogengesellschaft, Neid, Missgunst, wirklich selten ist etwas anderes zu hören oder zu sehen. Der Kapitän verlässt das Schiff als letzter, das ist ja nicht nur eine Floskel. Doch wie oft ticken Menschen aus, trampeln andere nieder, wenn es um das eigene Leben geht ?
Ob sich alles so abgespielt hat wie zu lesen war, das sei jetzt mal dahin gestellt, in dieser medienmanipulierten Welt. Aus irgendeinem Grund hat mich dieser letzte Satz sehr bewegt.
Doch genau einen Tag später schlugen die Emotionen in mir erneut hoch. Der Herr Sullenberger mag sich offensichtlich gar nicht feiern lassen. Er hat nur seinen Job gemacht. Doch leider hat er da die Rechnung ohne die Medien gemacht. Sein Haus wird seit Tagen belagert. So siehts leider aus in unserer Welt. Amerika will einen Helden haben. Da interessiert Privatsphäre nicht mehr. Da interessiert es niemanden ob den seiner Familie so ein Rummel überhaupt gut tut.
Wäre ja auch mal ein Wunder gewesen, hätte irgendwer ausser ihm da selbstlos gehalten. Es geht ja um die Quote, um die Story. Und nix verkauft sich besser als Helden. Arber Herr Sullenberger. Ich wünsche ihm uns einer Familie, dass sich der Rummel bald legt, uns sie wieder ein normales Leben führen können, auch wenn ich das nicht als sehr wahrscheinlich erachte. Leider.
[Foto unter CC von David Watts
8 Comments
Herr Olsen
Genau so ging’s mir auch.
Crosa
🙂 wir sind positive nachrichten einfach nicht mehr gewohnt.
Paleica
na endlich. wollte gestern schon schreiben, aber mein browser wollte einfach das kommentar-fenster nicht öffnen.
ein neues outfit bei crosa? sehr frühlingshaft hell, gefällt ^^
und was diesen satz angeht. interessant dass du gerade darüber schreibst. mir ging es nämlich genauso als ich das in den nachrichten gehört hab.
liebe grüße,
paleica
Crosa
Ich habe gestern mit den Quicktags für Kommentare rumgebastelt. Aber das Theme verwendet eine etwas andere Struktur für die Kommentare. Mal sehen ob ich das hinbekomme.
Inzwischen hab ich mich an das Outfit gewöhnt, und mag es sehr. Das freut mich natürlich, dass es nicht nur mir so ging 🙂
Meg
Doch wie oft ticken Menschen aus, trampeln andere nieder, wenn es um das eigene Leben geht ?
Gefährlich. Wenn es um das eigene Leben geht und um das NACKTE Überleben, setzt die Vernunft und Ehre aus. Dessen bin ich mir 100%ig sicher. Gerne würde ich von mir sagen: „Mir würde sowas nie passieren! Ich würde mich umschauen und erst alle retten, die schwächer, älter sind als ich, Kinder, Omis, etc.“
Doch ich weiß es nicht.
Und ich möchte es auch niemals herausfinden müssen.
Ich freu mich dennoch, dass es auch mal gute Nachrichten zu hören gibt 🙂
Crosa
@Meg
Viel zu oft. Natürlich setzt die Vernunft und auch das Gefühl für Ehre aus. Der wahre Mensch kommt zum Vorschein. Keine Ahnung ob ich nicht zur Salzsäule erstarren würde und somit Handlungsunfähig wäre. Andere Niedertrampeln um Vorneweg zu stehen, nein das würde ich nicht, ich glaube so gut kenne ich mich.
Ja, mehr gute Nachrichten würde ich auch gerne lesen 🙂
Yannick
Oh eine neue Seite, sieht gut aus!
Also, ich gebe dir und dem Pilot recht. Erstmal finde ich den Mann, für das was er gemacht hat gut, und deinen Satz dort, der bewegt wirklich. Andereseits finde ich das Gepushe auch einfach schrecklich. Das ist eine Heldentat, ja, er hat viele Leben gerettet, ABER es ist und bleibt sein Job. Das was er getan hat, wird von ihm verlangt und wird/wurde ihm beigebracht. Deswegen finde ich, darf das nicht so sehr übersteigert werden….der Mann tut mir jetzt leid.
Crosa
Ja, er hat seinen Job gemacht und in einer extremsituation sehr proffessionel und selbstlos gehandelt. Und jetzt wird er dafür von der Medienmaschinerie plattgemacht. Einfach zum Kotzen