erlebtes

Paralleluniversum

Ein seltsamer Ort. Es ist klar was kommt, man ahnt was einen erwartet. Und dann ist es soweit, das erste Gespräch beim Check in, dann der Narkosearzt und schon scheint es als gehöre man irgendwie dazu.

Dann das Zimmer. Das einräumen des Schrankes, das Auspacken des Kulturbeutes, das erste Nachdenken, wie wir das sein, nach der OP ? Kontaktlinsen oder besser Brille ? Wenn Brille drückt die nicht auf der ohnehin vermutlich schmerzhaften Nase ? Und dann der erste richtige, echte Gedanke an die bevorstehende OP. Ich werde der erste sein. Perfekt eigentlich.

Dann weitere Untersuchungen und eine gewisse Vertrautheit der Einrichtung. Des eigenen Zimmers. Fast wie im Hotel. Sogar die Handtücher gibt es gestellt. Es richt auch nicht nach Krankenhaus. Die Schwestern sind mehr als nett, und als ich so auf meinem Bett liege, das Iphone im Ohr lausche ich der Musik, doch so ganz anders als sonst, viel… ja viel tiefer irgendwie, befreiter, fast als wäre dieser Ort ein Ort mit anderen Regeln, als würde hier die Zeit anders laufen, als würden all die kleinen Sorgen die einen sonst plagen, all die du musst noch, du sollst noch, du darfst nicht vergessen… alles am Eingang
Abgegeben.

Ein schönes Gefühl irgendwie. Natürlich, der Gedanke der bevorstehenden OP lässt sich nicht verdrängen, aber da ist keine Angst. Vielleicht vor dem Absaugen im Anschluß. Ich lasse mich in die Musik fallen, verliere mich regelrecht darin, aber dieses positive gute verlieren… mir fallen immer wieder die Augen zu, doch nur kurz, ich stelle fest die Playlist “meine Lieblingssongs” rockt und passt heute einfach perfekt. All dieses sonst so nervige Grundrauschen ist einfach nicht da und es gibt nur das Bett, die Musik und mich. Und vielleicht noch die Gänsehaut die das ein oder andere Lied hervorruft.

Es ist auch eine Zeitreise, den viele Titel stammen aus längst vergangenen Zeiten, zeigen mir Bilder der Personen aus der Zeit als ich genau diesen Song gehört habe, eine wirklich wundervolle Reise in die Vergangenheit. Kein Bereuen, kein Ich will dahin zurück, nein eher ein schönes Verweilen in der Erinnerung, ein Springen von Station zu Station. Eine Erkenntnis bringe diese Reise mit sich, ich werde tatsächlich 40 dieses Jahr, und so mancher Song wirkt als wäre es gestern gewesen. Ich hatte früher immer gelacht wenn mir Menschen solche Geschichten erzählt haben, vom älter werden.

Doch das Kind in mir habe ich mir erhalten, und ich glaube darauf kommt es an.

Doch zurück zu meinem Bett. Wieder sitze ich da. Die OP ist jetzt 2 Tage her, alles bestens verlaufen, das entfernen der Tampnagen war etwas schmerzhaft, jedoch ertragbar. Kurz und hefigt. Ganz anders als das Absaugen heute Morgen, das Tat verdammt weh. Mit so einem Metallsauger tief in die Nase rein, bis zur Kieferhöhle und dann volle Saugleitung. Keine Ahnung ob es an den Kontaktlinsen lag, aber ich hatte tatsächlich Tränen in den Augen. Das war heute Morgen, doch kurze Zeit später gab es eine gute Nachricht vom Professor, ich darf nach Hause, Morgen schon, also Sonntag. Nicht bis Dienstag wie ursprünglich vorgesehen. Das passt.

Doch irgendwie beschleicht mich ein seltsames Gefühl. Ja, diese Parallelwelt ist endlich. Sie endet morgen, und so wie ich unten am Eingan dieses Grundrauschen abgegeben habe, so ist es doch nur geparkt. Und wenn ich ganz angestrengt Lausche, dann kann ich es schon hören, nicht richtig laut, aber doch genug um zu bemerken dass es dort auf mich wartet…….

8 Comments

  • juliaL49

    Willkommen im Club 🙂 Ich musste das damals ohne Musik ertragen.

    Und mir ist beim Absaugen jedes Mal so der Kreislauf abgesackt, dass ich umgekippt bin. Mir ist jetzt – nach 12 Jahren – sogar von deinen Schilderungen noch ein bisschen schlecht geworden…

    Warum hast du dich denn unters Messer begeben? (hattest du das angekündigt?)

  • Crosa

    @Julia49
    Chronische Nebenhöhlengeschichte, auf dem CT war deutlich zu erkennen, die „Lüftung“ war irgendwie verwachsen. Und dann gleich die Nasenmuscheln mitgemacht. Gut, 2003 wars schlimmer beim Nasenscheidewand richten. Aber das Absaugen hatte es schon nochmal in sich, zum Glück aber nur Gestern und Heute. Heute Morgen ja auch schon entlassen. Also Mittwoch rein, Donnerstag OP.

    Ja, hier gabs ein Bild vom CT und auch sowas wie eine „Ankündigung“
    Was wurde bei dir gemacht ?

  • juliaL49

    Ups, dann habe ich das überlesen 😳

    Jedenfalls gute Erholung 🙂

    Bei mir wurde ein Stück meines Rippenknorpels genutzt um den fehlenden Nasenknorpel zu ersetzen. (Hatte einen Unfall mit sechs Jahren und meine Nase ist zu wenig gewachsen und ich konnte nur durch den Mund atmen.)

  • Crosa

    Aua, das klingt sehr schmerzhaft. Ich nehm keine Schmerztabletten mehr und hab nur noch so ein leichtes, ertragbares ziehen, gut, natürlich insgesamt noch ganz schön matt. Morgen muss ich noch mal in die Klinik. Danke.

  • herr axel

    schön, dass du wieder unter uns bist, mein lieber und noch ne anekdote am rande: als ich vom krankenhaus heimgefahren bin letzten donnerstag habe ich in erl einmal rechts vor links übersehen und nen guten crash gebaut… 🙁

  • Crosa

    @herr axel
    oh neh, oder ? So ein Mist… Ist aber Geschäftsauto, oder ? Oder musst trotzdem Teil blechen ? Das tut mir echt übelst leid…

  • herr axel

    @crosa: nee, ist ein geschäftswagen, kostet mich ein müdes lächeln und passiert ist auch keinem was. aber halt jetzt die üblichen nervereien mit gutachten, reparatur usw… aber kein problem, der besuch war es mir wert 😉

  • Crosa

    @herr axel
    *durchschnauff* puh, da bin ich aber froh, ärgerlich ists halt trotzdem, aber Hauptsache nur Blechschaden 🙂 Und gefreut hab ich mich wie blöde, also über den Besuch 😉

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