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Ein Ort in Aufruhr
Es herrscht eine angespannte Stimmung in St. Gschwumbl. Mehrere dutzend Augenpaare sind auf den Nordosthang des „Säuwatz“ gerichtet. Die Augenpaare gehören den Bewohnern des beschaulichen Ferienorts am Fuße des Säuwatz im freundlichen Niederoberaberösterreich. Aus dem leisen, aber erregten Gemurmel auf dem Markplatz sind nur einzelne Wortfetzen zu hören.
Dinge wie „Unerhört..“, „Wie kann er nur..“, oder „Boah, die hat ja ein paar dicke…“ schwirren in der Luft umher. Dann erhebt eine Frau mit Fernglas am Rande der Veranstaltung ihre Stimme: „Da!“
Köpfe drehen sich. Oben am Berg, in der idyllischen Abenddämmerung, sieht man plötzlich einige mächtige Tannen schwanken und wanken. Man hört einige Tiere schreien. Dann: Ein Lichtblitz. Die Menge stöhnt.
„Zweiundzwanzigtausendsiebenhundertvierunddreißig“ sagt eine andere Frau und kritzelt einen Strich auf ihr Klemmbrett. Sie sagt es ohne Punkt am Schluss, als ob die nächst höhere Nummer mit tödlicher Sicherheit folgen wird.
Am Gasthaus „Zum goldenen Schuß“ lehnt der Ortsvorsteher von St. Gschwumbl im offenen Türrahmen und kippt sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde. Einige sind auch auf seinem Hemd gelandet. Den obersten Hosenknopf hat sich August Dinkelbrot bereits gelockert. Sein Blick ist verzweifelt. „Das ist jetzt schon der zweite Tag in Folge“, sagt er. „Er hört nicht auf!“.
Sein Blick wandert wieder zum Berghang, während seine Frau Edna ihm sorgenvoll die Hand tätschelt. „Wissen Sie“, fährt Dinkelbrot fort, „wegen mir kann er ja da oben machen, was er will. Das ist ja noch nicht einmal das schlimmste“. Er rollt mit den Augen. „Kommen sie mal mit“
Dinkelbrot führt uns um den „Goldenen Schuß“ herum in die dahinter liegende Turnhalle der kleinen Ortschaft. Dort bietet sich ein erstaunlicher Anblick: Dutzende Rehe, Hirsche und Wildsäue. Einige Luchse. Igel, Frettchen …sogar einige Schmetterlinge. Fast alle Tiere total verängstigt, mit weit geöffneten Augen, zitternd.
Einige Hasen sitzen stoisch und regungslos auf den Bänken über einer Tasse Kaffee. Eichhörnchen verschlabbern nervös ihren Whiskey an der notdürftig eingerichteten Hotelbar in der Hallenecke. Weiter hinten in der Halle sitzt sogar ein Braunbär. Der Bär plappert aufgeregt mit einem gepflegten, beschlipsten Herrn im dunkelblauen Anzug.
„Der Bär will eine Klage einreichen“, sagt Dinkelbrot, „wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte“. Meister Petz stellt sich plötzlich auf die Hinterbeine, holt mit seiner Pranke aus und klatscht dem Anwalt in die Visage, dass dieser vom Hocker kippt. Sofort rauscht aus einer Seitentür ein identisch aussehender, neuer Anwalt heran, schnappt sich die Unterlagen seines Vorgängers und versucht den Bär zu beruhigen.
„Dieser…. dieser …Paparazzi…“, fährt Dinkelbrot fort und deutet in Richtung Säuwatz, „..hat den Bär erwischt beim …ähm.. sie wissen schon. Der ist ganz schön sauer sag ich ihnen! Frau Bärin ist noch hinten im Sauerstoffzelt“.
Dinkelbrot wirkt ratlos. „Es wird eng. Aber es kommen immer noch mehr Tiere vom Berg herunter. Mit jedem neuen Foto, mit jedem Augenblick, in dem der Fotoblitz aufglimmt“. Er bricht in hysterisches Gelächter aus. „Sogar ein Schneeleopard kam ins Dorf gerannt und bat um Asyl. Wir wussten noch nicht mal, dass wir Schneeleoparden hier haben“, kichert er, „aber er ..hi hi ..hat einen gefunden! Einfach so!“. Dinkelbrot hastet zur Bar und prostet wenige Augenblicke später mit den Eichhörnchen.
Im Anschluß an die Turnhalle besuchen wir Frau Soßenbinder. Sie ist die Besitzerin der örtlichen Pension „Zum Freudenhaus“ und hat neuerdings ein paar Probleme. Ein Problem, sagt sie, krakselt dort oben am Säuwatz entlang. Ihr anderes Problem steht damit im unmittelbaren Zusammenhang. Es heißt Herr Bratfisch, und der ist vom Finanzamt.
Beide stehen vor einer schier endlosen Fläche an Fotografien, die Herr Bratfisch ordentlich sortiert aneinander gereiht hat. Aus dem obersten Fenster des „Freudenhaus“ sieht die Foto-Collage aus, wie der Lageplan der Pension. Frau Soßenbinder sticht erregt mit dem Zeigefinger in die Nordostflanke des Säuwatz. „Diese Person hat JEDEN Millimeter meines Hotels fotografiert“. Frau Soßenbinder packt den Finanzbeamten am Schlawittchen und rüttelt ihn durch: „Hören sie?? JEDEN!!“
Herr Bratfisch hat Mühe sich der erzürnten Dame zu erwehren. Dann wird er diplomatisch. „Wir haben anhand der detaillierten Flickr-Fotoserie die exakte Summe der Quadratmillimeter dieser Pension errechnen können. Wir kamen zum Schluß: Frau Soßenbinder hat über Jahrzehnte hinweg die gesetzliche Besteuerung für exakt drei zusätzliche Quadratzentimeter unterschlagen. Ausserdem haben wir noch ein nicht gemeldetes Fernsehgerät in einer Zwischenwand entdeckt“. Herr Bratfisch deutet auf ein finsteres Fotoset, welches einen überraschten World of Warcraft Gnom mit Zylinder vor einem Fernsehapparat zeigt. Auf der Mattscheibe flimmert ein Elfenporno.
„Das ist doch alles Firlefanz“, brüllt Frau Soßenbinder. „Sehen sie doch mal hier… dieser Teil ist doppelt fotografiert worden!“. Herr Bratfisch beugt sich herunter und starrt intensiv auf ein Stück abfotografierte Tapete. Frau Soßenbinder packt die Gelegenheit sprichwörtlich beim Schopfe, und beschert dem Kopf von Herrn Bratfisch eine beschleunigte Bewegung Richtung Pflaster.
Zurück auf dem Marktplatz haben wir offenbar einige neue Sichtungen verpasst. „Zweiundzwanzigtausendsiebenhundertzweiundvierzig“ seufzt die Frau mit dem Klemmbrett und macht einen weiteren Strich. Indess beschäftigt sich eine etwas ratlose Edna Dinkelbrot mit einer fremden Dame, welche erst Minuten zuvor mit einem kleinen Firmenlieferwagen nach St. Gschwumbl kam.
Die fortwährend quasselnde Frau trägt ein grellbuntes Trachtenkostüm, ein Jägerhütchen auf dem Kopf und obenauf …einen Telefonhörer aus Plastik. „Ich bin die Christl von der Post“, spricht sie im feinsten Dialekt und kramt in ihren Unterlagen. „Ich soll hier 200 Speicherkarten abliefern und einen 16.000 kbit ADSL2 Anschluss schalten für einen …Herrn Jörg ..ähm…“
posted by SevenSpiders, in erbetener Urlaubsvertretung für Crosa. Jeden Tag krieg ich das aber nicht hin. Keiner bedauert das so sehr wie ich 😉 -
Manchmal kommen sie wieder
Ist knapp ein Jahr her, da habe ich meine persönlichen Dämonen zum Haus heraus gejagt. Und ich muss sagen, ich komme prima klar, und vermisse vielleicht den ein oder anderen Kontakt der sich nicht in RL hinüberretten lies. Um so erstaunter war ich dann, als ich gestern den Briefkasten leerte:
Unaufgefordert hab ich einen 10-Tage kostenlosen Gästezugang zu Wow erhalten. Na ja, ganz ehrlich, nach guten 60 Tagen Nettospielzeit kann ich da gut drauf verzichten. Tat aber gut festzustellen dass ich nicht gezuckt habe 🙂
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Bilderrätsel Nr. 36
Hm.. hm.. ich bin’s nomma, SevenSpiders. Keine Angst, ich werd das Blog weder übernehmen, noch weiterhin hier durch die Rabatten brettern nach Crosas Genesung.
Crosa hat mir aber aufgetragen, keinen Tag hier unverbloggt verstreichen zu lassen. Drum dachte ich mir, ich probier’s mal mit einem Bilderrätsel, obwohl ich da echt kein Experte auf dem Gebiet bin, weder was das Erstellen und schon gar nicht was das Erraten angeht.
Ist vermutlich für die üblichen Verdächtigen hier im Blog total billig und einfach. Falls es der erste Kommentator schon grad weiß, erspart mir den Stein der Schande und wartet zumindest bis der erste Kommentar ein Schuß in den Ofen geworden ist.
Angefertigt wurde das Bild übrigens mit Crosas lichtstarkem Objektiv plus Nahlinse, beides von ihm in der vergangene Woche per Post erhalten – vielen Dank hierfür.
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Krankenhaus Tag 4
Nur noch eine Nacht…
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Krankenhaus Tag 2
6:25 in 5 Minuten wird die Tür aufgehen und die Schwester kommt mit dem feschen hinten offenen kleid für mich zur Tür rein. Dank der mir-ist-alles-egal Pille gestern Abend hab ich relativ gut geschlafen. Heute morgen um 5.50 uhr dann wecken, duschen Zähneputzen, ein letztes Telefonat, und jetzt um diese letzten doch ziemlich unerträglichen Warteminuten zu überbrücken das vertraute leise summen des Laptops. Ringe, Kette und Ohrring hab ich gerade abgenommen, auch ein sehr komisches Gefühl, Kette und Ohrring nehme ich nie ab, die Ringe im Training. Fühlt sich nackt an.
Gleich wird mir jemand einen schlauch in meinen hals stecken und mir den selbigen aufschneiden. Trotzdem muss ich sagen, ich bin eigentlich ziemlich relaxed. Ich hätte jetzt gern ein einskaltes Coke light.
So, Laptop wieder runterfahen, und in dem Schrank sperren. Mal sehen wie es mir geht wenn ich ihn wieder einschalte. Ach, was solls, alles wird gut. Bestimmt…..