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Blickwinkel
Der Arbeitstag vollbracht, das Auto geparkt, den Körper aus selbigem erhoben, den Rucksack aus dem Kofferraum geholt, geschultert, die Gartentür geöffnet, die Haustür fest im Blick. Da schenkt selbiger nach rechts. Nicht das jetzt die Kinnlade heruntergefallen wäre, (dazu hätte es neben der sich mir darbietenden Löwenzahnwiese wohl auch eine nackte sich auf dem Löwenzahn räkelnden Schönheit benötigt..) doch der Löwenzahn der offenbar über Nacht erblüht ist, lässt mein Herz frohlocken.
Reinrennen, Kamera holen, abdrücken. So würde sich die Szene bestimmt in vielen Haushalten abspielen. Nö, nö, nö…. das wäre ja wie Geschlechtsverkehr mit einer unbekannten Frau ohne Vorspiel, ohne herantasten, ohne das auskundschaften von Bedürfnissen. (Klatscht sich gerade die Hand auf die Stirn als er die gerade geschriebenen Zeilen nochmals liest..)
Nein, vielmehr wird überlegt. Welche Brennweite, welche Blende, und vor allem welche Perspektive. Was macht so eine Löwenzahnwiese überhaupt erst interessant. Der Blick von oben ? Hm… Das sieht die Tage jeder von uns sicher in rauen Mengen. Nein, es muss schon anders anfangen.
Also weiter zur Haustür, Katzenbegrüssung verschieben und tröstende Worte Richtung Lisa. Canon mit 24-70 geschnappt und das erste Erkundungsbild aus der Ameisenperspektive:
Noch ist also nicht viel zu erkennen, es könnte aber sein, dass weiter oben, prächtige Blüten darauf warten entdeckt zu werden. Besser die Perspektive, der Blickwinkel ändert sich. Biene. Ja, Biene ist gut, die Kamera erhebt sich also und die Schönheit des ganzen offenbart sich langsam, als die Biene vom Boden startet:
Mehr, ich will mehr sehen. Die Biene dreht am Zoomring und stellt das 24-70 2.8 auf 24mm und langsam wird klar, was den Verfasser so beglückt hat:
Doch was ist da ? Ein Löwenzahn der noch nicht geöffnet ist, doch die ersten gelben Blütenblätter spitzen bereits heraus. Das Bienchen kramt in seiner Tasche nach dem Fernglas…(Der Verfasser öffnet erneut die Haustür und holt das Sahnestück aus der Fototasche. Müsste ich mit nur einem Objektiv auskommen, es wäre definitiv dieses hier, das 70-200 2.8. Tiergarten und Slam-erprobt und zur Not auch als Waffe zu gebrauchen):
Der zunächst nur dezent hinter der Haustür zu vernehmende Katzenjammer steigert sich langsam aber sicher Richtung Jetzt-ist-hier-gleich-Achterbahn-Gejammer und Bienchen und Blümchen sind vergessen, und ein kurzer letzter Blick wird auf das schöne Schauspiel geworfen:
Zeit für die Miezekatze